Kriterien für geeignete Lernorte

Zum Schluss dieses Kapitels stellt sich nun die Frage, wie sich gute von schlechten Lernorten unterscheiden lassen. Dabei muss man sich bewusst sein, dass ein Lernort an sich noch keine gute Exkursion ausmacht. Gaedtke-Eckhardt (2007: 17) besagt sogar, dass es keine besseren oder schlechteren Lernorte gibt, entscheidend sei allein der Unterricht. Es ist sicher richtig, dass die didaktische Strukturierung eines Lernortes von grösster Wichtigkeit ist. Dennoch gibt es Lernorte, die sich besser und solche, die sich weniger eignen für ausserschulisches Lernen. Eine mögliche Kriterienliste für die Qualität bietet Birkenhauer (1995: 11). Dieser nennt als Kriterien die Authentizität, die Überschaubarkeit und Prägnanz, ein hoher Anmutungscharakter auf Grund von anregender Vielfalt, auffälligen Merkmalen und existierenden Interessenskonflikten. Des Weiteren soll ein Lernort eine gewisse Strukturiertheit besitzen, Möglichkeiten zum Vergleichen mit eigenen Erfahrungen, Vorwissen und andern Umgebungen bieten und zuletzt auch das Finden erster Antworten auf Grund von Phänomenen, die am Lernort ersichtlich sind, ermöglichen. Birkenhauer (ebd.) stellt die These auf, dass: „Je mehr ein außerschulischer Lernort diesen Qualitätskriterien gerecht wird, um so geeigneter ist er.“ Hier ist anzumerken, dass Birkenhauer sich sehr vorsichtig äussert im Bezug auf seine Kriterienliste, da nur wenige empirische Forschungen vorliegen, die aufzeigen, „welche außerschulischen Lernorte sich für bestimmte Schulstufen eignen und warum solche Eignung dann gegeben ist“ (ebd.: 12).

 

Trotz der mangelnden empirischen Grundlage stimme ich mit Birkenhauers Kriterien grösstenteils überein. Anzumerken gilt es jedoch, dass wie bereits oben erwähnt, der ausserschulische Lernort an sich noch nicht über eine erfolgreiche Exkursion entscheidet. So kann zum Beispiel ein schwer überschaubarer Lernort mit Hilfe geeigneter didaktischer Strukturierung und dem bewussten Lenken des Blickes der Lernenden, trotzdem einen nützlichen ausserschulischen Lernort darstellen. Bei Birkenhauers Kriterien fehlt mir jedoch die organisatorische Ebene. Diese will ich hier ergänzend aufzählen. So sollen ausserschulische Lernorte gut erreichbar sein, am besten mit einem Anschluss an den ÖV in Gehdistanz. Der Anfahrtsweg sollte zeitlich und auch finanziell in einem positiven Verhältnis zur Exkursion stehen. Als Richtwert würde ich hier darauf achten, dass die gesamte Reisezeit die Zeit vor Ort nicht übersteigt. Ansonsten muss überlegt werden, ob die Exkursion diesem Aufwand gerecht wird oder ob die Reisezeit in irgendeiner Art und Weise als Teil der Exkursion genutzt werden kann. Weiter sollte der Lernort die Lernenden keinen erheblichen oder unberechenbaren Gefahren aussetzen.

 

Ich entschloss mich folgende Kriterien bei der Auswahl der Exkursionen zu beachten, wobei die oberen Punkte tendenziell eher stärker gewichtet wurden:

 

-    Der Lernort zeigt einen Sachverhalt exemplarisch und prägnant auf.
-    Am Lernort ist aktiv-entdeckendes und/oder handlungsorientiertes Lernen möglich.
-    Die Schülerinnen und Schüler werden anhand des Lernortes herausgefordert und können Lösungsansätze aufgrund der vorhandenen Phänomene formulieren.
-    Der Lernort bietet Vergleichsmöglichkeiten (zu früher, zu anderen Lernorten, zum Vorwissen der Schülerinnen und Schüler etc.).
-    Die Überschaubarkeit, sowohl in didaktischer, wie auch organisatorischer (z.B. gefahrentechnischer) Hinsicht, ist gegeben.
-    Der Lernort ist gut erreichbar und die Anfahrt steht in einem positiven Verhältnis zur Lernzeit vor Ort.

Grimselgebiet
Grimselgebiet
Hasliaare bei Brienz
Hasliaare bei Brienz
Renaturierte Hunzigenau
Renaturierte Hunzigenau
Hagneckkanal
Hagneckkanal
Mündung in den Rhein bei Koblenz
Mündung in den Rhein bei Koblenz