Ausserschulisches Lernen als integraler Bestandteil des Unterrichts

Die Einbettung in den Unterricht

Eine Exkursion wird in der Praxis oft fälschlicherweise losgelöst oder nur minimal verbunden mit dem Unterricht. Dabei steht ausserschulisches Lernen nicht im Widerspruch zum Unterricht in der Schule, sondern ergänzt diesen vielmehr und unterstützt diesen mit geeigneten Primärerfahrungen. Eine durchdachte Vor- und Nachbereitung ist, nebst der gut strukturierten Lernumgebung am ausserschulischen Lernort, besonders zentral (vgl. Messmer et al. 2011: 16).Um einen Lerngegenstand erfolgreich an bisheriges Wissen anknüpfen und einordnen zu können, erscheint es logisch, dass die Schülerinnen und Schüler entsprechend auf diesen vorbereitet werden müssen. Dies gilt genauso für den Besuch von ausserschulischen Lernorten. Gaedtke-Eckhardt (2007: 33) stuft, die Qualität des Vor- und Nachbereitung als ebenso wichtig ein, wie die Qualität des Lernorts. Vor dem Aufsuchen des Lernortes ist es wichtig, die komplexe Wirklichkeit zu strukturieren und für die Lernenden durchschaubar zu machen. Im Anschluss an die Exkursion ist es aber ebenso wichtig, die gemachten Eindrücke zu strukturieren und in Erklärungsmodelle einzuordnen (vgl. ebd.).

 

In der Literatur ist vielerorts vom sogenannten didaktischen bzw. methodischen Dreischritt die Rede. Dieser gliedert sich in die drei Phasen: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung (vgl. Dühlmeier 2010: 34). Dieses Schema lässt sich ebenso auf das ausserschulische Lernen übertragen. Um einen Lerngegenstand in seiner natürlichen Umgebung erfassen zu können und an ihm zu lernen, braucht es ein gewisses Kontextwissen, welches in der Vorbereitungsphase erworben werden kann. Ebenfalls in diese Phase gehört die Vermittlung der fachspezifischen Arbeitsmethoden, die Klärung des beabsichtigten Ziels (Outputs) sowie organisatorische Aspekte. In der Durchführungsphase wird der ausserschulische Lernort aufgesucht und daran möglichst kooperativ, handlungsorientiert und entdeckend gelernt (vgl. ebd.: 35). Ebenfalls in dieser Phase kommen Experten, welche spezifische Informationen zum und über den Lerngegenstand vermitteln. In der Auswertungsphase soll das Erlebte, die gesammelten Eindrücke und die gemachten Erfahrungen reflektiert und gefestigt werden (vgl. Sauerborn/Brühne 2010: 91).

Das „Eiffel“-Exkursionsmodell

Während der Lektüre ist mir besonders die Verknüpfung und Einbettung des ausserschulischen Lernens aufgefallen. Da mir der didaktische Dreischritt etwas zu wenig differenziert und nicht spezifisch auf das Lernen an ausserschulischen Lernorten ausgerichtet ist, entwickle und beschreibe ich im folgenden Kapitel mein eigenes Exkursions-Modell. Dieses Modell basiert, wie bereits erwähnt, auf der im letzten Kapitel erwähnten Literatur. Der Zweck dieses Modell besteht hauptsächlich darin, auf möglichst einfache und einleuchtende Art und Weise der Leserin resp. dem Leser und besonders Lehrkräften, welche Exkursionen mit ihrer Schulklasse durchführen wollen, den Rahmen, in welchem diese Exkursionen stattfinden, zu vergegenwärtigen.

 

Der Name des „Eiffel“-Exkursionsmodell stammt von seiner Form. Die zwei Pfeiler, welche mit der Zeit zu einem werden und schlussendlich einen Output kreieren, inspirierten mich zu der Form eines Eiffelturmes in 2D. Der Eiffelturm an sich entspricht einem beliebten ausserschulischen Ausflugsziel und passt daher gut zum Thema. Als Sendeturm konzipiert hat der Eiffelturm die Aufgabe, Nachrichten zu verbreiten. Dies ist auch die Aufgabe dieses Modells.

 

Das Modell ist zeitlich aufgebaut und beginnt mit den Trägern am Boden. Die einzelnen Teile entsprechen in ihrer Grösse ungefähr dem Zeitaufwand, dieser kann aber je nach Exkursion und Akzentuierung stark variieren. Wichtig auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die Exkursion nicht alleine steht, sondern Teil eines ganzen Gebildes darstellt. Sie bildet zwar den Hauptteil, wäre jedoch nicht halb so attraktiv ohne die umrahmenden Strukturen. Diese will ich im Folgenden erläutern.

 

Beginnend bei den zwei Trägern. Diese bilden die Basis, auf welcher die ganze Exkursion aufbaut. Das Vorwissen ist hier in zwei Felder unterteilt, zum einen in Präkonzepte, welche die Lernenden in der Schule erwarben, zum Beispiel bei einer früheren Sequenz zu einem ähnlichen oder gleichen Thema (Spiralprinzip) und in Präkonzepte, welche die Schülerinnen und Schüler aus ihrem Alltag mitbringen und informell erwarben. Die beiden sind oft nicht trennscharf zu unterscheiden, was auch nicht sinnvoll wäre, deshalb auch der Verbindungsbogen zwischen den beiden Feldern. Wichtig für den Unterricht ist, dass beide Arten von Präkonzepte abgerufen und in den Unterricht mit einbezogen werden. Nur so können die Lernenden die „Sache“ mit ihren bisherigen Erkenntnissen in Verbindung bringen, diese erweitern oder allenfalls verändern.

 

Die erste Plattform leitet von den erhobenen Präkonzepten zum Lerngegenstand über. Die Schülerinnen und Schüler sollen unvoreingenommen mit der „Sache“ an sich in Kontakt treten. Das Ziel ist hier Neugierde anzuregen und das Interesse zu wecken, was für die Motivation der Lernenden essenziell ist und somit zum Lernerfolg beiträgt. Nebst der Motivation sollen auch schon erste Informationen bezüglich der gesamten Lernsequenz und der Lernziele kommuniziert werden, um einen transparenten Unterricht zu etablieren.

 

Anschliessend werden einerseits erforderliche Sachkenntnisse (deklaratives Wissen) vermittelt, welche nötig sind, um den ausserschulischen Lernort, resp. den Lerngegenstand in seiner Komplexität einordnen zu können und den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Andererseits werden fachspezifische Methoden (auch Fähigkeiten/Fertigkeiten oder prozedurales Wissen genannt) vermittelt, um am ausserschulischen Lernort mit diesen Arbeiten zu können und Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Diese Methoden können sehr vielfältig sein, je nach Exkursion muss z.B. das genaue Beobachten, das Karten lesen oder das Interview führen vorher eingeübt werden.

 

Auf der 2. Plattform, welche unmittelbar vor dem Aufsuchen des ausserschulischen Lernortes stattfindet, werden der Ablauf, Aufträge und das Verhalten während der Exkursion thematisiert. Dies hat drei Gründe: 1. Indem die Lernenden (und allenfalls ihre Erziehungsberechtigten) bereits vor der Exkursion informiert werden, haben diese die Gelegenheit, sich entsprechend darauf vorzubereiten. Diese Vorbereitung betrifft sowohl den organisatorischen (z.B. Ausrüstung), wie auch den mentalen (Exkursion durchdenken) und emotionalen (Vorfreude) Bereich. 2. Im Klassenzimmer ist es oft einfacher Aufmerksamkeit von der ganzen Klasse zu erhalten, als an einem noch unbekannten, ausserschulischen Ort, welcher Ablenkungen in verschiedensten Formen bietet. Deshalb ist es sinnvoll wichtige Informationen, Regeln und Hinweise auf mögliche Gefahren vorher zu thematisieren. Eine kurze Wiederholung am Lernort frischt schliesslich das Besprochene wieder auf. 3. Durch das bereits geschehene Besprechen von Regeln, Einführen von Aufträgen und Klären von Fragen, kann am ausserschulischen Lernort viel Zeit eingespart werden, welche als echte Lernzeit (Zeit zum Beobachten, Entdecken, Erleben etc.) genutzt werden kann.

 

Der mittlere Abschnitt stellt nun die „eigentliche“ Exkursion dar. Zu dieser zähle ich die Anfahrt, der Besuch des ausserschulischen Lernortes und die damit verbundene Tätigkeit, sowie die Rückfahrt. An dieser Stelle gehe ich jedoch nicht mehr genauer auf die Exkursion an sich ein, da das Modell vor allem die Einbettung dieser in den Unterricht demonstrieren soll.

 

Nach der Exkursion befinden wir uns bereits auf der Aussichtsplattform, wo es darum geht auf das Gelernte zurück zu schauen. Diese Arbeitsphase findet in der Regel wieder in der Schule statt. Das Erlernte soll zusammengetragen, hinterfragt und überprüft werden.

 

In einer letzten Phase, der Antenne, ist das Ziel, das Erlernte widergeben zu können. Dies kann zum Beispiel anhand einer Prüfung geschehen und somit eng mit der Evaluation verbunden sein, es gibt aber noch zahlreiche andere Wege, wie das Lernen sichtbar wird. Gerade die Antenne symbolisiert, dass es durchaus sinnvoll ist, das erworbene Wissen auch weiterzuverbreiten. Einige Vorschläge zu möglichen Outputs habe ich hier aufgelistet.

Das Eiffel-Exkursionsmodell
Dieses Modell dient der Veranschaulichung der Einbettung von Exkursionen in den Schulunterricht.
Das Eiffel-Exkursions Modell.pdf
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Grimselgebiet
Grimselgebiet
Hasliaare bei Brienz
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Renaturierte Hunzigenau
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Hagneckkanal
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Mündung in den Rhein bei Koblenz
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