Instruktion versus Konstruktion

Eine der Hauptaufgaben einer Lehrperson beim ausserschulischen Lernen ist, die Lernaufträge so anzulegen, dass die Schülerinnen und Schüler selbsttätig und eigenständig den Lerngegenstand erforschen und erschliessen können. Dadurch kann ein Lernprozess stattfinden, welcher zum Erwerb von Handlungskompetenz führt. Exkursionen bieten oft gute Möglichkeiten an, um Schülerinnen und Schüler eigenständig und selbstgesteuert arbeiten zu lassen. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, dass den Lernenden nicht zu viel Autonomie gewährt wird. Sind keine klaren Arbeitsschritte vorgegeben, die Unterstützung ungenügend oder die Zielvorstellungen nicht klar kommuniziert, sind die Lernenden überfordert (vgl. Neeb 2012: 23). Die Folgen davon sind rascher Motivationsverlust und nicht zufriedenstellende oder gar ausbleibende Lernerfolge. Laut Reinmann-Rothmeyer und Mandl (1999, zit. nach Neeb 2012: 123) „ist es weder möglich noch sinnvoll, allein auf die Konstruktionsleistungen der Lernenden zu vertrauen“. Die Eigenleistung eines Lernenden ist also beschränkt und würde mit einem zu offenen Auftrag überfordert. Andererseits ist darauf zu achten, dass die Möglichkeiten zum aktiven Entdecken, Erforschen und Erschliessen, welche an einem ausserschulischen Lernort vorhanden sind, auch genutzt werden und die Exkursion nicht zum Frontalunterricht im Freien verkommt. Die Herausforderung für die Lehrperson besteht folglich darin, die Balance zwischen Instruktion und Konstruktion zu finden. Da diese je nach Schülerin und Schüler unterschiedlich ist, macht es Sinn eine allgemeine Instruktion eher kurz zu halten und dafür die Lernenden individuell resp. in ihren Arbeitsgruppen auf ihrem Lernweg zu begleiten. Elementar bei der Instruktion ist, da ein Lernort oft sehr vielfältig erscheint und der Lernende in dieser Vielfalt verloren gehen könnte, den Blick für das „Wichtige“ zu schärfen und die Lernende darauf hin zu weisen. Eine aktive Auseinandersetzung der Lernenden mit dem Lerngegenstand setzt eine bewusste und differenzierte Wahrnehmung voraus (vgl. Neeb 2012: 47). Das didaktische Ziel einer Exkursion besteht schlussendlich darin, den Lernenden genügend Freiraum zu bieten, um sie individuelle Wissenskonstruktionen aufbauen und Erfahrungen sammeln zu lassen, aber gleichzeitig klare Aufträge und genügend Unterstützung, welche an ihr vorhandenes Wissen anknüpft, zu bieten (vgl. ebd.: 123). Dass diese Instruktionsphase nicht zwingend am ausserschulischen Lernort stattfinden muss, werde ich im nächsten Kapitel thematisieren.

Grimselgebiet
Grimselgebiet
Hasliaare bei Brienz
Hasliaare bei Brienz
Renaturierte Hunzigenau
Renaturierte Hunzigenau
Hagneckkanal
Hagneckkanal
Mündung in den Rhein bei Koblenz
Mündung in den Rhein bei Koblenz