Ein weiterer positiver Aspekt des ausserschulischen Lernens ist das veranschaulichende Lernen. An einem Lernort ausserhalb der Schule, kann ein Lernen mit allen Sinnen speziell gefördert werden. Besonders in einer Zeit, in der die Zahl der Sekundärerfahrungen mittels neuer Medien zunimmt, ist es wichtig, durch das Lernen ausserhalb der Schule ein Kontakt zu realen Lerngegenständen in ihrer originalen Umgebung zu schaffen und dadurch ein Gegengewicht zu den zahlreichen Sekundärquellen zu bieten (vgl. Sauerborn/Brühne 2010: 40). Durch die Zunahme des Medienkonsums und der Institutionalisierung von Freizeitangeboten erhalten Kinder weniger Möglichkeiten, unkontrolliert Umwelterfahrungen zu sammeln (vgl. Dühlmeier 2010: 26). Dem ausserschulischen Lernen die Kompetenz zu zu schreiben, diese gesellschaftlichen Veränderungsprozesse kompensieren zu können, wäre anmassend. Doch wichtig ist, diese Veränderung bei den einzelnen Lernenden festzustellen und von unterschiedlichen Lebenswelten der Kinder auszugehen (vgl. ebd.: 27).
Das Lernpotential von originalen Begegnungen und der Wiedererkennungseffekt von Lerngegenständen, welche in ihrer naturräumlichen Umgebung besucht wurden, ist jedoch unbestritten (vgl. Neeb 2012: 218).
Ausserschulisches Lernen besticht durch seine Lebensnähe und seinen Alltagsweltbezug. Dies führt dazu, dass anhand des ausserschulischen Lernens, situiertes Lernen stattfinden kann. Das heisst, dass die Lernenden mit realen, bedeutsamen Problemen konfrontiert werden, die es zu lösen gilt (vgl. Gaedtke-Eckardt 2007: 47). Durch diese realen Problemstellungen wird die Motivation der Lernenden gesteigert und erfolgreiches Lernen gefördert. Wird diese Problemstellung zudem so angelegt, dass sie von den Schülerinnen und Schülern mit ihrer Lebenswelt in Bezug gesetzt werden kann und für diese von Bedeutung ist, sind optimale Rahmenbedingungen fürs Lernen geschaffen. (vgl. Adamina / Müller: 2010: 28).
„Forschendes Lernen und Entdecken sowie selbstständige Erarbeitungsprozesse spielen […] eine besondere Rolle im heutigen Unterricht“ (Sauerborn/Brühne 2010: 63). Das ausserschulische Lernen eignet sich besonders, um die Schülerinnen und Schüler selbst Sachen und Situationen erschliessen und entdecken zu lassen, da der ausserschulische Lernort an sich schon zum Entdecken einlädt. Erst wenn die Lernenden in eine aktive Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt eintreten, können Lernprozesse einsetzen. Dies geschieht, wenn sie anhand eines Problems, einer Frage oder einer konkreten Herausforderung gezwungen sind, ihre gewohnten Denk- und Handlungsmuster aufzubrechen (vgl. Adamina / Müller: 2010: 28).Das Ziel der Lehrperson liegt folglich darin, Lernumgebungen zu schaffen, in welchen die Schülerinnen und Schüler Herausforderungen antreffen, welche sie durch selbstständiges Denken, Entdecken und Experimentieren lösen können. Dies begünstigt transferierbares Wissen, im Gegensatz zu vorgetragenem „Fertigwissen“ (vgl. Gaedtke-Eckardt 2007: 44). Eine aktiv-entdeckende Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand ermöglicht zudem die gezielte Förderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten (vgl. Adamina 2010: 3).
Das Lernen an ausserschulischen Standorten begünstigt das soziale Lernen, indem oft eine unverkrampftere Beziehung zwischen Lehrpersonen und Lernenden aufgebaut werden kann. Die feste Sitzordnung des Klassenzimmers wird durch ein Gelände abgelöst, das freie Bewegung zulässt. So bieten ausserschulische Lernorte gerade verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern, welche Probleme mit dem Lernort Schule assoziieren, eine besondere Chance und erzielen erstaunliche Leistungen (vgl. Gaedtke-Eckardt 2007: 33).
Das ausserschulische Lernen begünstigt die Zusammenarbeit von Schülerinnen und Schülern und fördert Hilfsbereitschaft in einer „wirklichkeitsnahen“ Form (vgl. Adamina 2010: 4). Ein gemeinsames Ziel, sowohl im geografischen wie im pädagogischen Sinne, fördert die gemeinschaftliche Arbeit zwischen den Schülerinnen und Schülern, aber auch zwischen der Lehrperson und den Lernenden (vgl. Klein 2010: 13).
Ein letzter Punkt im Bezug auf das soziale Lernen an ausserschulischen Lernorten betrifft den Einbezug von Experten. Durch das Engagieren von Experten wird der Unterrichtet weniger auf die Lehrperson zentriert und den Schülerinnen und Schülern werden Kontakte zu Personen ausserhalb von Familie und Schule vermittelt (vgl. Adamina 2010: 4). So erkennen die Lernenden, dass Wissen nicht nur von Seiten der Lehrperson herkommt, sondern von unterschiedlichen „sozialen Quellen“ (Mitschülerinnen und –schüler, Experten, Einheimische etc.) bezogen werden kann.
Einen Lerngegenstand in seiner originalen Umgebung zu betrachten, stellt die Herausforderung, dass dieser oft einem komplexen Zusammenspiel von unterschiedlichen Prozessen ausgesetzt ist und weniger modellhaft erscheint als im Schulzimmer. Dieser Umstand bietet jedoch auch eine Chance für das Lernen. Indem der Gegenstand in seiner ganzen Komplexität erfasst werden kann, bietet sich die Möglichkeit diesen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. So erfordert nach Messmer et al. (2011: 10) „die Vielschichtigkeit zahlreicher Exkursionsinhalte geradezu ein fächerübergreifendes Zusammenarbeiten“. Dieser fächerübergreifenden Zusammenarbeit wird zum einen durch einen mehrperspektivischen Zugang zum Lerngegenstand , zum anderen durch fächerübergreifenden Unterricht Rechnung getragen. Durch diesen Ansatz ist es möglich, dass Schülerinnen und Schüler fächerübergreifendes Wissen erschliessen, aufbauen und vernetzen. Dabei steht nicht die Zuordnung zu einem Schulfach im Mittelpunkt, sondern der Lerngegenstand und dessen Erschliessung (vgl. Adamina / Müller: 2010: 10). Diese Sichtweise fördert das Erleben und Aufnehmen von „Wirklichkeit“, welches an einem ausserschulischen Lernort besonders intensiv ist.